Benefizkonzert „Musik für den Frieden. Benefizkonzert für die Ukraine!“
Im Rahmen des Benefizkonzerts „Musik für den Frieden. Benefizkonzert für die Ukraine!“ im Festsaal des Coselpalais wurden Bilder von ukrainischen Künstlerinnen ausgestellt, die vor dem Krieg in der Ukraine nach Dresden fliehen mussten.
Tivanenko Mariia und Yermakova Olha, Künstlerinnen, Schwester aus Kyjiw
Olha und Mariia sind Absolventinnen der Nationalen Akademie der Bildenden Künste und Architektur. Die beiden nahmen an unterschiedlichen ukrainischen Ausstellungen teil.
„Um 6 Uhr früh am 24. Februar 2022. Wir wurden von einem lauten Gespräch im Hof geweckt: der Krieg hat begonnen. Wir gehen zur U-Bahn, verbringen dort die Nacht. Dann folgen sechs Tage eines Lebens zwischen Luftschutzkeller und Zuhause. Schwere Entscheidung, Segen, Bahnhof, Abfahrt. Wir besteigen den ersten Zug in Richtung Stadt Kamjanets-Podilskyi. Knapp 9 Stunden Zugfahrt: im Dunkeln, sitzend, stehend. Wunderbare Menschen holen uns vom Bahnhof ab und bringen uns ins Wohnheim. Ein paar Tage Ungewissheit bis unsere Freundin Serafima uns hilft, nach Deutschland zu fliehen.
Unsere Geschichte ähnelt den Geschichten von mehr als 7 Millionen ukrainischen Vertriebenen, die gezwungen waren, ihre Verwandten, Freunde und Häuser zu verlassen und in die Ungewissheit zu fliehen. Auf dem Weg begegnen wir Menschen, wunderbaren Menschen, wir werden uns immer an sie erinnern und ihnen danken, dem Herrn, der Mutter Gottes, allen Heiligen, dem geistigen Vater und allen Menschen in unseren Klöstern zu Hause!“
Mariia Tivanenko
Bilderreihe „Städte leiden wie Menschen“
Als Grundlage für die Bilder dienen die Ausschnitte aus den Übersichtsplänen der Städte, die unter der russischen Aggression gelitten haben. Farbe, Linien, Destruktivität sind die wichtigsten Methoden der Darstellung und Übertragung unseres Zustandes. Der Zustand unserer Städte wird mit dem Zustand unseres Volkes verglichen. Wir haben Schmerzen, wir wollen, dass unsere Kinder, Eltern, Großeltern nicht leiden, ein langes und glückliches Leben führen, dass unsere Verteidiger nicht sterben, wir wollen Frieden. Wir rufen die Welt dazu auf, mit Gottes Hilfe den Krieg in der Ukraine zu beenden!
Yermakova Olha
„Ein alter Mann aus Saporischschja“
Um seine Familie vor dem feindlichen Beschuss aus dem kleinen Dorf Stepowe im Gebiet Saporischschja zu retten, verbrachte der 84 Jahre alte Walentyn Mykolajowych einige Tage am Steuer seines alten Autos. Für das Werk wurden Lieblingsfarben meiner Großmutter verwendet.
Oleksandra Kulikovska, Künstlerin, geboren 2002 in Odessa.
In ihren Werken verarbeitet die Künstlerin das Thema Krieg, erforscht die Angst, psychische Störungen und den Tod. Ihre Werke wurden bereits in Deutschland, Slowenien, Amerika, Großbritannien, Italien, Kanada und der Ukraine ausgestellt.
„…Ich, Papa, die Stiefmutter, die 14-jährige Schwester, meine Tochter und der große Hund im Auto. So sind wir losgefahren. Am ersten Tag des großflächigen Krieges. Eingepackt hatten wir einige Taschen. Zurückgelassen haben wir die Oma und die Katze. Ich, Papa, die Stiefmutter, die 14-jährige Schwester, meine Freundin und der große Hund – allesamt im Auto. Mama, die Schwestern, die Omis und Opis – in der Ukraine …18 Stunden an der Grenze zu Moldawien, noch 4 Stunden bis Chisinau. Sechs Tage in Moldawien. Im Krisenzentrum für Frauen, die Vergewaltigung oder Sklaverei überlebt haben. Dort erhielten wir Kleider und einen Psychologen, aber auch Schuldgefühle. Und noch etwas – Angst, panische Angst vor Allem. Danach kamen Rumänien, Ungarn, Österreich und Deutschland. Am 10. März, als wir in Dresden ankamen, war es der 14. Tag unserer Flucht vor dem Krieg. Der 14. Tag voller Straßen, Grenzübergänge, fremder Wohnungen und fremder Betten; ein Marathon, der bis heute anhält. Ein Marathon, bei dem ich meine eigene Mutter zuletzt am 19. Februar sah…“
Good Times, bad times – das Konzept der Werke, die bei der Ausstellung vorgestellt werden
Menschen nehmen Dinge und Ereignisse, die sie sehen als schwarz oder weiß wahr. Als Gegensätze, gute und böse Zeiten. Das daoistische Zeichen der Harmonie ist zum Zeichen der westlichen Massenkultur und zum Mainstream geworden. Aber es gibt einen wichtigen Aspekt, der oft ignoriert wird. Dieses Zeichen zeigt, dass kein Geschehen oder keine Zeit nur gut oder schlecht ist. Sie beinhalten stets ein Element des Gegensätzlichen. Dies ist wohl auch der Grund für den stetigen Fortgang des Lebens.
Olena Solomjanjuk, 21 Jahre alt, Kunstlerin aus Lwiw
Im Jahre 2013 begann sie bei der ukrainischen Künstlerin Natali Blonskaja zu zeichnen. Sie schloss die Akademie der Künste in Lwiw ab. Sie hat bereits 200 Werke geschaffen, die teilweise in der Ukraine, Deutschland, Griechenland und Litauen veräußert wurden.
„Am 24.Februar, als Russland die Ukraine überfiel, verließ ich mit den Verwandten Lwiw. Wir ließen unser Haus hinter uns und Tausende von Autos in einer nicht enden wollenden Schlange bis hin zu der Grenze. Vor uns lag das Ungewisse. 850 km, die zwischen Lwiw und Dresden liegen – wir fuhren fast zwei Tage. So war es am sichersten für uns und unseren Vater, der loszog, um sein Vaterland zu verteidigen. Unser Vater ist dort. Wir sind hier. Dies ist wohl die neue Formel der ukrainischen Realität. Für Millionen von Vätern. Für Millionen von Kindern.“
Serafima Vutianova, 29 Jahre alt und Vutianova Julija, 39 Jahre alt, Schwester und Künstlerinnen aus Kyjiw.
„Der 24. Februar 2022 begann wie bei allen in der Ukraine: Mit lauten Explosionen, Tränen und der völligen Ratlosigkeit, was man weiter zu tun ist. Wir alle haben uns im Schutzkeller im Hause unserer Eltern versteckt – ich, mein Vater, meine Schwester und ihr Mann mit den Kindern. Ich werde nicht erzählen, wie kalt und beängstigend es dort war und wie viele Menschen sich in dieser Räumlichkeit wieder fanden…. Mein Vater – ein Priester, er fing direkt an zu beten. Und wir saßen da und warteten auf den Morgen. Im Keller vor Erschöpfung eindämmernd, dachten wir daran, dass es einen nächsten Morgen möglicherweise gar nicht geben wird. Am schlimmsten ist, dass wir, ebenso wie viele andere, den Plan hatten, von Kyjiw in ein umliegendes Dorf zu flüchten. Wir dachten, dass es dort ruhiger sein würde. Und was hatten wir nur für ein Glück, dass wir es bis dorthin niemals geschafft haben – anders als unsere Mutter. Sie ist allein in der Nähe von Butscha geblieben; eine Chance sie von dort abzuholen war zu keinem Zeitpunkt möglich.
Mit einem fast leeren Koffer und großem Schmerz im Herzen setzte ich mich in das Auto meiner Schwester und ließ alles zurück: die Eltern, die Freunde, die Katze und mein gesamtes gewohntes Umfeld – mein Leben… Als wir durch Kyjiw fuhren, hallten die Explosionen. Einige Stunden später flog eine russische Rakete in den Fernsehturm. Es starben fünf Menschen. Gerade als wir die ukrainische Grenze passierten und gar etwas vor Erleichterung aufseufzten, verloren wir die Verbindung zu unserer Mutter. Wir waren in Rumänien, dort begann unsere Migrationsgeschichte. Unsere Mutter nahm mit uns erst nach einem Monat der russischen Okkupation wieder Verbindung auf. Gott sei Dank, geht es ihr gut. Sie ist dort und wir sind hier. In Dresden, an einem Ort, der uns mit Gastfreundschaft begrüßte, an dem wir Werke schaffen können und so unsere Emotionen und Gefühle in Bildern und Werken ausdrücken können.
Außerdem hat die freiwillige Künstlerin unserer Initiative Tetiana Safonova zwei Bilder ausgestellt.
Sie absolvierte die Nationale Universität „Lwiwska Politechnika“, Institut für Architektur. PhD in Kunstgeschichte, freiwillige Helferin, Teilnahme an internationalen Kunstausstellungen in der Schweiz, Deutschland und in der Ukraine.
„Gefolterte, vergewaltigte, ermordete Frauen, Kinder und ganze Familien sind leider die Realität des 21. Jahrhunderts. Meine Heimat, die Ukraine, wird jeden Tag von russischen Bomben durch Luftangriffe zerstört. Friedliche Städte und Dörfer brennen. Häuser, Schulen, Museen, Theater brennen… Es werden nicht nur Gebäuden, sondern auch Leben zerstört. Und das findet im Jahre 2022 im Zentrum Europas statt.
Meine Kunstwerke aus 2022 drücken die Bewunderung vor der Stärke des ukrainischen Geistes und den Wunsch nach Freiheit meines Landes aus. Die Bilderserie „Vögel“ ist meine Art, Leid und Trauer um die getöteten Zivilisten auszudrücken. Die volumetrischen Pinselstriche und die Tiefenwirkung des Bildes sind meine Art, die düsteren Landschaften zwei zerstörter Städte zu vermitteln: Butscha und Mariupol“.